Das EU Entry/Exit System bringt ab Oktober 2025 grundlegende Veränderungen für alle Reisenden aus Nicht-EU-Ländern mit sich. Statt manueller Passstempel erfasst das neue digitale System biometrische Daten und überwacht automatisch die erlaubte Aufenthaltsdauer im Schengen-Raum. Millionen von Urlaubern müssen sich auf neue Abläufe an Flughäfen, Fährhäfen und Landgrenzen einstellen. Die Einführung des EES betrifft 29 europäische Länder und zielt darauf ab, die Grenzsicherheit zu erhöhen und illegale Aufenthalte zu verhindern.
Das EES: Das Wichtigste in Kürze
- Was? Ein automatisiertes Grenzkontrollsystem, das Passstempel durch digitale Erfassung ersetzt.
- Wann? Start voraussichtlich im Herbst 2025.
- Wo? An den Außengrenzen von 29 europäischen Ländern (Schengen-Raum inkl. DE, FR, IT, ES).
- Für wen? Alle Nicht-EU-Bürger bei Kurzaufenthalten (Touristen, Geschäftsreisende etc.).
- Wie? Durch einmalige Erfassung von Fingerabdrücken und Gesichtsbild.
So funktioniert das neue Entry/Exit System der EU
Das Entry/Exit System ersetzt die traditionelle Passstempelung durch eine vollständig digitale Erfassung aller Grenzübertritte. Bei der ersten Einreise nach der Systemeinführung müssen sich alle Drittstaatsangehörigen einem einmaligen Registrierungsverfahren unterziehen. Dabei werden Fingerabdrücke und ein aktuelles Gesichtsbild aufgenommen, die für drei Jahre im System gespeichert bleiben.
Die biometrische Registrierung erfolgt entweder an speziellen Selbstbedienungskiosken oder direkt durch Grenzschutzbeamte. Wer sich weigert, diese Daten bereitzustellen, dem wird die Einreise in den EES-Raum verweigert. Bei allen folgenden Reisen genügt dann eine schnelle biometrische Verifizierung zur Identitätsprüfung.
Welche Länder sind vom EES betroffen?
Das EU Entry/Exit System wird in insgesamt 29 europäischen Ländern implementiert. Dazu gehören alle Schengen-Staaten sowie die assoziierten Länder Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz. Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und die anderen beliebten Urlaubsziele fallen vollständig unter die neuen Regelungen.
Wichtige Ausnahmen bilden Irland und Zypern, die nicht am Schengen-Abkommen teilnehmen. An deren Grenzen bleibt weiterhin die manuelle Passstempelung bestehen. Auch Bulgarien und Rumänien haben eine Sonderstellung, da sie erst teilweise dem Schengen-Raum beigetreten sind.
Wer ist vom EES betroffen – und wer ist ausgenommen?
Das EES gilt für alle Drittstaatsangehörigen bei Kurzaufenthalten von bis zu 90 Tagen. Es gibt jedoch wichtige Ausnahmeregelungen. Unsere Tabelle gibt dir einen klaren Überblick:
Personengruppe | Status (Betroffen/Ausgenommen) |
---|---|
Visumfreie Reisende (z.B. aus USA, UK, Kanada) | Betroffen |
Reisende mit Schengen-Visum (Typ C) | Betroffen |
EU-Bürger & Staatsangehörige aus CH, IS, LI, NO | Ausgenommen |
Inhaber eines gültigen Aufenthaltstitels eines EES-Landes | Ausgenommen |
Inhaber eines nationalen Langzeitvisums (Typ D) | Ausgenommen |
Familienangehörige von EU-Bürgern mit Aufenthaltskarte | Ausgenommen |
Britische Staatsbürger mit WA-Aufenthaltsdokument | Ausgenommen (bei Vorlage des Dokuments) |
Neue Abläufe an Flughäfen und Grenzen
Flughäfen setzen auf Selbstbedienungskioske
An den meisten Flughäfen stehen künftig spezielle Kioske bereit, an denen du deine Passdaten einscannen und die biometrische Erfassung selbstständig durchführen kannst. Nach der Nutzung des Kiosks erfolgt meist noch eine kurze Überprüfung durch einen Grenzbeamten. Pilotprojekte an den Flughäfen Stockholm-Arlanda und Amsterdam-Schiphol haben diese Technologie bereits erfolgreich getestet. Planst du eine Reise, findest du bei uns die passenden Flüge zu deinem Wunschziel in Europa.
Fährhäfen bereiten sich auf längere Wartezeiten vor
Besonders an wichtigen Fährhäfen wie Dover entstehen neue Herausforderungen. Dort sollen 24 Kioske für Busreisende installiert werden, während mobile Grenzbeamte mit Tablets die Registrierung bei Autofahrern durchführen. Experten rechnen insbesondere bei den sogenannten „juxtaposed controls“ mit erhöhten Wartezeiten, da die EES-Registrierung vor dem Verlassen Großbritanniens abgeschlossen sein muss.
Landgrenzen erhalten umfassende Kontrollen
An Landgrenzen wie dem Eurotunnel-Terminal in Folkestone werden über 100 Kioske installiert. Die Reisezeit könnte sich dadurch um etwa fünf Minuten verlängern. Generell werden an Landgrenzen sowohl bei der Ein- als auch bei der Ausreise Pässe und biometrische Daten gescannt, um eine lückenlose Erfassung zu gewährleisten. Von dort aus kannst du deine Reise flexibel mit einem Mietwagen fortsetzen.
90/180-Tage-Regel wird automatisch überwacht
Eine der wichtigsten Funktionen des Entry/Exit Systems ist die präzise Überwachung der 90/180-Tage-Regel. Das System berechnet automatisch, wie lange sich jeder Reisende im Schengen-Raum aufhalten darf. Die Regel besagt, dass Drittstaatsangehörige maximal 90 Tage innerhalb eines rollierenden 180-Tage-Zeitraums bleiben dürfen.
Das bisherige „Border Hopping“ – das kurzzeitige Verlassen und Wiedereinreisen zur vermeintlichen Verlängerung des Aufenthalts – wird durch die lückenlose digitale Erfassung praktisch unmöglich. Wer die erlaubte Aufenthaltsdauer überschreitet, muss mit Geldstrafen, Einreiseverboten oder sogar Abschiebung rechnen.
Datenschutz und Speicherfristen im EES
Das Entry/Exit System speichert umfangreiche persönliche Daten von Millionen Reisenden. Neben den biometrischen Merkmalen werden auch alle Ein- und Ausreisedaten sowie eventuelle Einreiseverweigerungen erfasst. Die Daten werden standardmäßig drei Jahre und einen Tag gespeichert. Bei Überschreitung der Aufenthaltsdauer verlängert sich die Speicherfrist auf fünf Jahre.
Zugriff auf diese sensiblen Informationen haben nur autorisierte Behörden: nationale Grenzschutz- und Einwanderungsbehörden der teilnehmenden Länder sowie Europol für Strafverfolgungszwecke. Reisende haben umfassende Rechte auf Auskunft, Berichtigung und Löschung ihrer Daten gemäß der EU-Datenschutz-Grundverordnung.
So bereitest du dich auf die neuen Grenzkontrollen vor
Eine gute Vorbereitung kann dir an der Grenze Zeit und Nerven sparen.
- Plane deutlich mehr Zeit ein Besonders in der Anfangsphase und zu Ferienzeiten musst du mit längeren Wartezeiten rechnen. Wenn du eine stressfreie Anreise von Anfang an möchtest, kann eine gut organisierte Pauschalreise eine sinnvolle Alternative sein.
- Prüfe deine Dokumente Dein Reisepass muss noch mindestens drei Monate nach deiner geplanten Ausreise gültig sein. Ein biometrischer Pass kann die Nutzung der neuen Selbstbedienungskioske an den Flughäfen erleichtern und den Prozess beschleunigen.
- Nutze die „Travel to Europe“ App Mit dieser freiwilligen App von Frontex kannst du dein Gesichtsbild und deine Passdaten schon bis zu 72 Stunden vor der Reise hochladen. Das ersetzt zwar nicht die Kontrolle an der Grenze (Fingerabdrücke müssen dort erfasst werden), kann den Prozess aber beschleunigen.
- Tipps für spezielle Reisegruppen
- Familien: Bereite deine Kinder (ab 12 Jahren) darauf vor, dass auch von ihnen Fingerabdrücke genommen werden. Plant als Familie grundsätzlich mehr Zeit an der Grenze ein.
- Geschäftsreisende: Die 90/180-Tage-Regel wird durch das EES strikt überwacht. Dokumentiere deine Geschäftsreisen genau, um ein unbeabsichtigtes „Overstaying“ zu vermeiden.
Ausblick: EES als Wegbereiter für ETIAS
Das Entry/Exit System ist nur der erste Schritt in der EU-Digitalisierungsstrategie für Grenzen. Voraussichtlich ab Mitte 2026 folgt das European Travel Information and Authorisation System (ETIAS), das eine elektronische Reisegenehmigung für visumfreie Reisende vorschreibt. Diese kostet 7 Euro für Erwachsene und ist drei Jahre gültig.
Beide Systeme zusammen werden die Art des Reisens nach Europa grundlegend verändern. Während das EES die tatsächlichen Grenzübertritte überwacht, prüft ETIAS bereits vor Reiseantritt potenzielle Sicherheitsrisiken. Für Urlauber bedeutet das mehr Planungsaufwand, aber auch erhöhte Sicherheit und langfristig effizientere Grenzabfertigung.
Häufig gestellte Fragen zum EU Entry/Exit System
Was genau ist das Entry/Exit System der EU? Das EES ist ein digitales System, das ab 2025 alle Ein- und Ausreisen von Nicht-EU-Bürgern automatisch erfasst und dabei biometrische Daten speichert. Es ersetzt die manuelle Passstempelung in 29 europäischen Ländern.
Welche Reisenden sind vom EES betroffen? Alle Drittstaatsangehörigen, die für Kurzaufenthalte in den Schengen-Raum einreisen – sowohl visumfreie Reisende als auch Inhabern von Kurzzeitvisa. EU-Bürger und Personen mit gültigen Aufenthaltstiteln sind ausgenommen.
Wie unterscheidet sich EES von ETIAS? Das EES erfasst Daten direkt an der Grenze, während ETIAS eine Vorab-Online-Genehmigung vor der Reise erfordert. ETIAS startet erst 2026 und baut auf dem funktionierenden EES-System auf.
Was passiert bei der ersten Registrierung im EES? Bei der ersten Einreise werden Fingerabdrücke und ein Gesichtsbild aufgenommen. Diese Daten bleiben drei Jahre gültig. Bei folgenden Reisen genügt eine schnelle biometrische Verifizierung zur Identitätsprüfung.
Kann ich meine Aufenthaltstage im Schengen-Raum überprüfen? Ja, die EU stellt einen offiziellen Online-Rechner zur Verfügung. Zusätzlich informiert das EES-System direkt an der Grenze über die verbleibende erlaubte Aufenthaltsdauer.
Was passiert, wenn ich die Abgabe meiner Fingerabdrücke verweigere? Die Bereitstellung der biometrischen Daten ist für die Einreise verpflichtend. Eine Verweigerung führt unweigerlich zur Einreiseverweigerung an der Grenze.
Fazit: Mehr Planung für mehr Sicherheit
Das EU Entry/Exit-System ist eine der größten Umstellungen im europäischen Reiseverkehr seit Jahrzehnten. Für dich bedeutet es vor allem, dich auf neue Prozesse an der Grenze einzustellen und mehr Zeit einzuplanen. Langfristig verspricht das EES mehr Sicherheit und effizientere Kontrollen. Mit einer guten Vorbereitung und der Kenntnis der neuen Regeln kannst du aber auch weiterhin entspannt deine Reisen in und durch Europa genießen.