Wer schon einmal in Venedig war, weiß: hier blüht das Leben das gesamte Jahr. Überall tummeln sich Einheimische und Touristen, die Stadt ist belebt und kunterbunt. Venedig heute gleicht eher einer Geisterstadt. Das liegt vor allem am Ausbruch des Coronavirus, der natürlich auch in Venedig tiefgreifende Veränderungen bewirkt hat. In Venedig herrscht eine Ausgangssperre wegen Corona. So wie in ganz Italien ruht das öffentliche Leben seither und die Menschen dürfen nur noch für dringende Erledigungen und Einkäufe auf die Straße. Aber in der italienischen Stadt haben die Auswirkungen, die der Coronavirus mit sich gebracht hat, auch positive Seiten. Selten kann man so deutlich sehen, wem Corona auch Gutes tut – und wem es hilft. Denn die Kanäle von Venedig heute sind von so klarem Wasser geprägt, wie es sogar viele Einheimische noch nie gesehen haben.
Sperrzone erblüht zu neuem Leben
Anfang März hat der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte viele Gebiete Italiens als Sperrzone erklärt. Dazu gehört auch Venedig. Ziel dieser Aktion soll die Eindämmung des Coronavirus sein, der vor allem in Italien bisher furchtbare Spuren hinterlassen hat. Für den Tourismus bedeutet diese Maßnahme schwerwiegende wirtschaftliche Einbußen, bedenkt man, dass die jährlich rund 30 Millionen Touristen nun zumindest für eine ungewisse Zeit minimiert werden. Aber diese Pause vom Menschen tut der alten Lagunenstadt unglaublich gut. Bereits nach kurzer Zeit zeigt sich ein Phänomen, welches selbst Einheimische lange nicht oder gar noch nie gesehen haben: Das Venedig Wasser heute ist kristallklar. Die sonst von trübem Wasser geprägten Kanäle sind plötzlich sauber und klar. Aufgrund der außergewöhnlichen Ruhe schwamm sogar eine Seelungenqualle im transparenten Wasser in der Nähe der Baretteri-Brücke, während sich die Paläste im Wasser spiegelten.
Wunderbare Nebenwirkung von Corona
Nicht nur das Venedig Wasser ist heute klar und sauber. Auch kehrt wieder Leben ein. Einheimische berichten von Fischschwärmen, die sich wieder in altem Heimatgewässer eingefunden haben. Der Coronavirus beschert der Natur, aber in gewisser Weise auch den Venezianern, eine ganz wunderbare Nebenwirkung. Die Natur nutzt das Fernbleiben der Menschen und erholt sich. Und das ziemlich schnell und deutlich. Es wirkt fast, als würde die Natur auf diese Weise deutlich machen will: Schaut her, Menschen. Ohne euch kann ich noch viel schöner sein.
Gepostet von Marco Capovilla am Dienstag, 10. März 2020
Kaltes klares Wasser und noch viel mehr
Weil der Verkehr über die Kanäle ausbleibt, ist das Wasser in Venedig deutlich klarer. Durch Gondeln und Schiffsverkehr wirbeln gewöhnlich Sedimente vom Kanalboden auf, die für die tpyische Trübung sorgen. Aber nicht nur die Qualität des Wassers in Venedig hat sich verbessert, sondern auch die der Luft. Tatsächlich sind Luft- und Wasserqualität in Venedig besonders durch den Schiffverkehr und den Touristenandrang sehr gering. An dieser Verschmutzung von Luft und Wasser leiden vor allem Tiere und Wasserpflanzen.
Gepostet von Marco Capovilla am Dienstag, 10. März 2020
Vielleicht ist Corona eine Lehre
Venedig und seine rund 260.000 Einwohner wird immer wieder gebeutelt. Im vergangenen Jahr litt die Stadt unter starken Überschwemmungen, von denen die Folgen heute noch deutlich sichtbar sind. Auch sinkt die Einwohnerzahl zunehmend und immer mehr Menschen sind abhängig vom Tourismus. Zudem drohen Häuser der Lagunenstadt im Wasser zu versinken. Der Coronavirus bringt zweifelsfrei viele Schäden für ganz Italien mit sich. Aber er zwingt die Menschen vielleicht auch zum Umdenken. Wenn, wie jetzt, die positive Auswirkung einer menschenleeren Stadt so schnell so deutlich sichtbar gemacht werden, kann man vielleicht etwas für die Zukunft mitnehmen. Nicht nur für die Natur, sondern auch für die Menschen. In sämtlichen sozialen Netzwerken findet man zur Zeit Bilder und Videos von der Schönheit Venedigs als Sperrzone. Diese Dokumente kommen von Einheimischen, die sich über die deutlich sichbare Erholung der Natur und deren Anblick freuen. Ursprünglich sollte ab Juli 2020 eine Art Eintritt eingeführt werden – für Besucher, die nicht in Venedig übernachten. So soll der Tourismus weiter gefördert, aber eben auch etwas für die Stadt getan werden. Bisher gab es einige Ideen, um Besuchermassen besser zu lenken – vielleicht hilft Corona dabei, diese Ideen auch in die Tat umzusetzen.
Positive Effekte für die Natur nicht nur in Venedig
Laut der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) hat sich die Luft in Norditalien generell sehr geändert. Sie ist sauberer, Verschmutzungen durch zum Beispiel Verkehr bleiben aus. Dadurch sinkt die Stickstoffkonzentration in der Luft. Auf der italienischen Mittelmeerinsel Sardinien konnte man sogar wieder Delfine sehen, die sich im Hafen tummelten, was vorrangig an der neu vorherrschenden Ruhe unter und über Wasser liegt. Aber auch außerhalb Italiens zeigen sich die positiven Effekte vom Coronavirus auf die Umwelt. In China, einer Stadt mit sehr hoher Luftverschmutzung und Smog, gibt es erstmals seit mehreren Jahren wieder einen blauen Himmel zu sehen. Solche und viele weitere Beobachtungen aus der Natur, die allesamt sehr schnell zu bemerken und zu sehen waren, zeigen, wie wichtig es ist, unsere Natur auch mal durchatmen zu lassen.