Die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Tourismus- und Luftfahrtindustrie sind dramatisch: Finanzielle Verluste in noch nicht absehbarer Höhe, ganze Flotten an Flugzeugen, die auf verwaisten Rollfeldern geparkt sind und Personal, das von drastischen Gehaltskürzungen bedroht ist. Doch jetzt ging die Lufthansa noch einen Schritt weiter: „Lufthansa schließt Germanwings“ titelten große Zeitungen bereits gestern. Diese Germanwings News bei weitem sind keine guten – weder für das Personal, noch für die Kunden. Viele Fragen stehen im Raum und drängen auf Antworten, etwa ob bei Germanwings gebuchte Flüge erstattungsfähig sind und wie es für die rund 1.400 Mitarbeiter weitergeht.
Warum wurde die Germanwings Schließung beschlossen?
Es ist kein Geheimnis, dass die Coronakrise die großen Fluggesellschaften besonders schwer getroffen hat. Angesichts der beginnenden Urlaubssaison im April erwarteten Lufthansa und Co Millionengewinne – stattdessen warten vermutlich Milliardenverluste. Das Mutterunternehmen von Germanwings, die Lufthansa Group, nutzte nun einen der letzten ergreifbaren Schritte, um seine Liquidität zu bewahren und Kosten wo nur möglich zu senken.
Die Lufthansa will nach eigenen Angaben die internen Strukturen umgestalten, um den gewaltigen Herausforderungen der Coronakrise Herr zu werden. Daher wird vermutet, dass die gestrigen Germanwings News nicht die letzten schlechten Nachrichten sind.
Bereits vor Tagen kursierten ähnliche Befürchtungen unter den Mitarbeitern, da die Angestellten von Germanwings nicht in Kurzarbeit geschickt worden waren – im Gegensatz zum Stammpersonal der Lufthansa. Dies hätte eine Arbeitsplatzgarantie für die Germanwings-Angestellten bedeutet, eine Grundvoraussetzung für die Bewilligung von Staatsgeldern für das Kurzarbeitergeld.
Bei Germanwings gebuchte Flüge – was wird daraus?
Die Lufthansa schließt Germanwings, doch was passiert mit den noch laufenden Buchungen und Reservierungen? Bereits für erworbene Flugtickets der Fluglinie Lufthansa selbst setzte das Unternehmen kürzlich die automatische Rückerstattung für stornierte Buchungen aus. Zu groß wäre die zurückzuzahlende Summe gewesen, da aufgrund zahlreicher internationaler Reisebeschränkungen und der Reisewarnung des Auswärtigen Amtes viele Flüge gecancelt werden mussten.
Das selbe droht nun den Kunden von Germanwings, denn die Lufthansa schließt Germanwings. Da die Muttergesellschaft allerdings weiterbesteht, kann nicht auf ein Insolvenzrecht umgeschwenkt werden. Das heißt: Die Kunden der Tochter Germanwings haben nach jetziger Gesetzeslage Anspruch auf die Rückerstattung des ursprünglichen Ticketpreises. Sofern noch keine oder keine vollständigen Zahlungen geleistet wurden, sollten Sie das jetzt nicht mehr tun, denn aufgrund der aktuellen Lage werden sich die Erstattungen vermutlich über einige Monate ziehen.
Alle Kunden, die von der Germanwings Schließung betroffen sind, müssen jedoch von der Lufthansa benachrichtigt werden. Es ist zu erwarten, dass in dieser Benachrichtigung auch Informationen über das weiter Vorgehen enthalten sind, zum Beispiel, wie Rückerstattungen zu beantragen sind.
Was bedeutet die Germanwings Schließung für die Mitarbeiter?
Die 1.400 Betroffenen reagierten mit Ärger und Unverständnis, denn noch vor kurzem hatten die Sprecher der Lufthansa eine möglich Abstoßung von Tochtergesellschaften dementiert. Durch die Schließung der Germanwings-Gesellschaft wird jedoch erneut klar, wie sehr die Lufthansa Group mit der Coronakrise zu kämpfen hat.
Die meisten der Angestellten von German Wings, die nun ihren Job verlieren werden, sollen innerhalb der Konzerngruppe untergebracht werden. Unklar ist jedoch, wie erfolgreich dieses Vorhaben sein kann, wenn bereits das eigene Stammpersonal der Lufthansa aufgrund der zahlreichen Reisebeschränkungen und Stornierungen am Boden bleiben muss.
Es wird zudem erwartet, dass die extremen Beschränkungen, die den Tourismus überall auf der Welt getroffen haben, noch weitere Monate andauern werden. Das beträfe dann voraussichtlich auch die Hochsaison zwischen Juni und Mitte September, wo traditionell viele Urlaube per Flugzeug angetreten werden. Branchenkenner gehen nicht von einer schnellen vollständigen Erholung aus und vermuten, dass das Vorkrisenniveau erst im Jahr 2022 wieder erreicht werden kann.